Viele Verbraucher und Unternehmer sehen sich seit einiger Zeit mit steigenden Engergiekosten konfrontiert – vor allem höheren Heizkosten. Auch wachsen das Bewusstsein und das Engagement für den Klimaschutz. Nicht nur in Privathaushalten, sondern auch in Unternehmen ist daher Umdenken in Sachen Energieversorgung gefragt. Energieträger wie Öl und Gas werden immer öfter ersetzt – auch aufgrund des umstrittenen Heiz-Gesetzes der Bundesregierung.
So haben sich in den letzten Jahren beispielsweise fossile Wärmepumpen als alternatives Heizsystem durchgesetzt. Dass sie auch für gewerbliche Immobilien bestens geeignet sind, beweist unser kernsaniertes neues Firmengebäude in Kaiserslautern.
Innerhalb eines nachhaltigen Gesamtkonzepts wurde die gesamte Haustechnik aufeinander abgestimmt. SIEDA-Geschäftsführer Enno Tolzmann (r.) und der für energiesparendes Bauen bekannte Architekt Gerrit Horn erläutern die Details.
Nachhaltigkeit steht schon seit vielen Jahren im Fokus der SIEDA. So messen, senken und kompensieren wir beispielsweise seit 2012 kontinuierlich unseren Ressourcenverbrauch und beziehen unseren Ökostrom von Green Planet Energy, einem der besten Anbieter in diesem Segment. Seit 2022 sind wir Mitglied des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW).
Enno Tolzmann: Wir von der SIEDA haben uns bereits vor vielen Jahren der Nachhaltigkeit verschrieben. Als ein neues Firmengebäude benötigt wurde, entschieden wir uns demzufolge für die Kernsanierung einer Bestandsimmobilie, da diese gegenüber einem Neubau eine deutlich geringere Menge an grauer Energie erfordert.
Enno Tolzmann: Unsere Vision für das neue Firmengebäude der SIEDA beinhaltete - neben der Schaffung von mehr Bürofläche für unsere steigende Mitarbeiterzahl - ausdrücklich auch eine größtmögliche energetische Optimierung. In Zeiten von Klimawandel und steigenden Energiekosten eine Selbstverständlichkeit, wie wir meinen. Hierfür engagierten wir Herrn Horn, der auf Passivhäuser spezialisiert ist und über großes Know-How bezüglich Energiekonzepten und Sanierungen verfügt.
Gerrit Horn: Mit einem Neubau können die eigenen Wünsche von Anfang an eher miteinbezogen werden. Außerdem erfordert ein Bestandsbau viele Kompromisse. Die akzeptiert nicht jeder Bauherr – im Gegensatz zur SIEDA.
Gerrit Horn: Sehr wichtig waren die richtige Dämmung, die Wärmebrückenfreiheit und die Luftdichtheit. Die Arbeiten zum Erreichen dieser Ziele sind bei Altbauten aufwändiger als bei Neubauten. Sie wurden zum Glück durch die Kompaktheit des Gebäudes erleichtert.
Zwar wurde die Bundesförderung für effiziente Gebäude (Programm 463) für die energetische Sanierung von Nichtwohngebäuden bereits im letzten Jahr eingestellt. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet allerdings den zinsgünstigen BEG Nichtwohngebäude Kredit (Programm 263) für die Sanierung von Immobilien zum "Effizienzgebäude" an.
Gerrit Horn: Hier empfehle ich die sogenannten Energieeffizienz-Experten, die für energieeffizientes Bauen und Sanieren nachweislich qualifiziert sind. Sie beraten bezüglich der Förderprogramme des Bundes und helfen bei der Antragsstellung. Bundesweit sind etwa 13.000 Energieeffizienz-Experten bei der dena (Deutsche Energie-Agentur) gelistet.
Enno Tolzmann: Bei einem Vorhaben wie dem unsrigen ist eine ausführliche Aufklärungsarbeit im Vorfeld ebenso wichtig wie sorgfältige Planung oder eine detaillierte Abstimmung der Gewerke. Wir haben dies beherzigt und wurden so vor größeren Überraschungen bewahrt. Extras wie eine Photovoltaikanlage und die Wärmegewinnung über Geothermie waren von Anfang an eingeplant.
Gerrit Horn: Die Anlagengröße wurde bewusst so berechnet, dass der Energiegewinn bilanziell über dem Bedarf liegen wird. Im Jahr 2022 wurden beispielsweise etwa 54.000 kWh produziert. Das entspricht ungefähr dem Jahresverbrauch der SIEDA.
So schön der Gedanke sein mag: Ganz unabhängig ist man auch mit einer PV-Anlage nicht. Denn die Energie, die man im Sommer dank vieler Sonnentage im Überfluss gewinnt, verringert sich im sonnenarmen Winter umso mehr.
Überschüssigen Strom speist man also im Sommer ins Stromnetz ein und bezieht hierüber seinen zusätzlichen Bedarf im Winter. Gleichen beide Werte sich aus, spricht man von einem bilanziellen Energiegewinn: Man war übers Jahr trotz der beschriebenen Asymmetrien Selbstversorger – wenn auch "nur" rein rechnerisch.
Gerrit Horn: Die Heizlast des Gebäudes wurde durch eine hocheffiziente Dämmung enorm reduziert. Dadurch verringerte sich gegenüber der bisher eingebauten Gasheizung auch die benötigte Vorlauftemperatur enorm. Diese kann ressourcenschonend bereits durch Erdwärme erbracht werden.
Gerrit Horn: Zunächst wurden Erdbohrungen mit einer Tiefe von jeweils 150 Metern vorgenommen. Über eine nachfolgend installierte Wärmepumpe wird das Gebäude nun mit natürlicher Wärmeenergie versorgt.
Als Geothermie wird die natürliche Erdwärme bezeichnet. Tiefengeothermie wird durch bis zu fünf Kilometer tiefe Bohrlöcher erschlossen und kann ganze Stadtviertel mit Heizwärme versorgen.
Für einzelne Gebäude genügen oberflächennahe Bohrungen, wobei die Temperatur in 150 Metern Tiefe noch relativ gering ist. Hier kommen Wärmepumpen ins Spiel: Sie verdichten die Verdampfungswärme, erhöhen deren Druck und bringen ihn so auf ein nutzbares Temperatur-/Heizniveau.
Gerrit Horn: Aufgrund der vorgenommenen Sanierungsmaßnahmen liegt der spezielle Heizwärmebedarf nur noch bei etwa 16 kWh/(m² a). Zum Vergleich: Im Bestandsbau lag der Bedarf bei mehr als 200 kWh/(m² a). Wir konnten also rund 90% Energie einsparen.
Gerrit Horn: Die Verschattung von großen Bürofensterflächen gehört zu den „must-haves“ eines energetischen Gesamtkonzeptes. Im Gebäude wird diese über Außenjalousien automatisch gesteuert. Die verwendeten großflächigen Deckenheizungen ermöglichen über die Wärmepumpe im Sommerbetrieb die Kühlung der Räume. Wir haben zudem energieeffiziente Lampen eingebaut, die weniger Wärme an den Raum abgeben, als bei direkter Sonneneinstrahlung über die Fenster anfiele.
Gerrit Horn: Zum Energiekonzept gehört eine kontrollierte Lüftungsanlage, die für einen permanenten Luftaustausch sorgt. Im Winter werden außerdem über Wärmerückgewinnung etwa 90 % der in der Luft vorhandenen Wärme im Gebäude wiederverwertet.
Das Architektur- und Ingenieurbüro bau.werk – Energie bewusst gestalten ist seit 1997 Vorreiter im Bereich Passivhäuser. Von der Grundlagenermittlung über Energieberatung bis zum fertigen Gebäude begleitet Gerrit Horn mit bau.werk – Energie bewusst gestalten die Bauherren durch alle Leistungsphasen.
Enno Tolzmann: Unser Standort stellte besondere Anforderungen. Da unser Firmengebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs Kaiserslautern liegt, mussten wir im Vorfeld der Erdkernbohrungen eine Prüfung auf Kampfmittel durch eine Spezialfirma durchführen lassen. Außerdem entsprach die Statik des Gebäudes nicht der Dokumentation, wodurch zusätzliche Kosten und Verzögerungen entstanden. Ohnehin sollte man bei derart aufwändigen Projekten Geduld mitbringen. Die Genehmigung der Tiefenbohrung dauerte beispielsweise gut sechs Monate.
Enno Tolzmann: Innerhalb und außerhalb unseres Gebäudes stehen in der Zukunft noch weitere energetische Maßnahmen an. Vor kurzem entstanden beispielsweise mehrere Ladestationen für moderne E-Fahrzeuge. Damit nach der Immobilie auch die Mobilität der SIEDA im Sinne des Klimaschutzes gestaltet wird.
Enno Tolzmann: Diese Themen zählen seit vielen Jahren zu unserer Firmenphilosophie. Ob Ökostrom oder Umweltbank: Unser Engagement betrachten wir nicht nur als Selbstverständlichkeit, es hat auch Vorbildcharakter für Partner, Kunden und Mitarbeiter. Echte Beiträge von Unternehmen zur Energiewende sind nach unserer Auffassung dringend erforderlich, aber leider selten.
Über die Chancen, die nachhaltiges Bauen und eine firmeneigene Klimapolitik bieten, hatten wir bereits in unserem Blog-Beitrag Alles so schön grün hier: Das klimaneutrale Unternehmen berichtet.
Er erklärt auch den Unterschied zwischen „echter“ Nachhaltigkeit und Greenwashing und beantwortet die Frage, weshalb auch große Unternehmen zuweilen an ihren eigenen Klimazielen scheitern.
Enno Tolzmann: Keine Frage, die energieeffiziente Sanierung eines Gebäudes gestaltet sich aufwändig. Dennoch ist sie auch für gewerblich genutzte Immobilien wie das unsrige hervorragend geeignet. Übrigens bieten nachhaltige Energien bei steigenden Energiepreisen langfristig sogar deutliche Kostenvorteile gegenüber fossilen Energieträgern. Es ist also nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll, auf Alternativen umzusteigen.
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Fotos: SIEDA/FOTO by Sousa - istock/Thomas Stockhausen/1399563819 - istock/Mlenny/1441092238 - istock/cyano66/1309544122