Ist der Schichtdienst wirklich so schlecht wie sein Ruf?
Es gibt viele Diskussionen, Erfahrungen, Studien und Untersuchungen zu Schichtarbeit und Gesundheit. Gibt es hier zentrale Erkenntnisse und welche sind das?
Wir werfen einen kurzen Blick in die Psychologie. Sie erfahren, warum Glück und Zufriedenheit für uns Menschen elementare Triebfedern, besonders im Schichtdienst, sind.
Abschließend verrate ich Ihnen, wie wir von der SIEDA GmbH als Dienstplanspezialisten tatsächlich ein Stück Glück bei einem unserer Kunden „installiert“ haben. Die gute Nachricht: Das können Sie auch. Seien Sie also gespannt!
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Was macht den Schichtdienst so anstrengend?
- Was sagen die Studien? Greift Schichtarbeit die Gesundheit an?
- Kurzer psychologischer Streifzug der Schichtarbeit: Wie wirkt Glück?
- Wo bestehen Handlungsmöglichkeiten? Was können Sie aktiv anpacken?
- Glück können Sie in den Dienstplan schreiben! Erfahren Sie, wie das geht.
Begeben wir uns zu Beginn in die Welt der Chronobiologie. Die Chronobiologen untersuchen u.a. Verhaltensmuster von Organismen. Das wird Ihnen helfen, den Gesamtzusammenhang - auch rund um Schichtarbeit und Gesundheit - besser zu verstehen.
Ob Bakterium, Pflanze oder Mensch, alle folgen einem stetigen zyklischen Rhythmus. Das kennen Sie unter dem Begriff „innere Uhr“. Diese innere Uhr ist eine physiologische Meisterleistung der Zellen. Wie sie tickt, haben Generationen von Wissenschaftlern erforscht. Drei erhielten dafür 2017 sogar den Nobelpreis der Medizin. Dieser 24-stündige, sogenannte circadiane Rhythmus hat großen Einfluss auf die Funktionen des Organismus. Die offensichtlichste Folge kennen Sie alle: der Schlaf-Wach-Rhythmus.
Bereits in den 1960er Jahren belegten Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts, dass Menschen einer inneren Uhr folgen: Sie hatten freiwillige Versuchspersonen eine Zeit lang abgeschirmt. In einem Bunker ohne Tageslicht, Uhren oder sonstige Anhaltspunkte für die aktuelle Tageszeit. Bei den Probanden stellte sich trotz Abschirmung ein fast normaler Schlaf-wach-Zyklus von 24 Stunden ein.
Dieser ist, wie die Forschungsergebnisse der preisgekrönten Wissenschaftler 2017 zeigten, sogar genetisch in uns verwurzelt.
Diesen 24-Stunden-Rhythmus können Sie durchaus beeinflussen und verschieben. Am besten, Sie verschieben dann den kompletten 24-Stunden-Rhythmus "am Stück". Und dann sollten sie diesen auch stetig beibehalten. Vor allem, wenn sie, wie im Experiment, von den sozialen Faktoren der Außenwelt und dem Hell-Dunkel-Einfluss abgeschirmt sind, klappt das ganz gut. Aber nur bis zu einem gewissen Grad ohne Beeinträchtigungen von Wohlbefinden oder Gesundheit. Das machen Sie ja auch schon - in Ihrem täglichen Leben. Dort treten besonders soziale Faktoren als entscheidende Taktgeber auf.
Schichtdienst hingegen ist ein beträchtlicher Eingriff in diese innere Uhr, der die Grenzen deutlich übersteigt. Und das stecken Sie nicht so einfach weg. Wenn der Rhythmus, wie im Schichtdienst, immer wieder gewechselt und aufgebrochen wird, müssen Sie entsprechende Folgen, wie Müdigkeit, schlichtweg akzeptieren.
Ja. Und nein. Die Mehrheit der wissenschaftlichen Studien beschreibt durchaus negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Andere Studien und Experten hingegen verneinen dies. Sie zweifeln an, dass die beschriebenen Auswirkungen tatsächlich nur aus der Schichtarbeit resultieren.
Unabhängig von den kontroversen Sichtweisen gibt eine ganz entscheidende Inkonstante: den Menschen mit seiner großen Individualität. Offensichtlich kann Schichtarbeit durchaus diverse negative Auswirkungen auf die Gesundheit hervorrufen. Allerdings sind diese Folgen von Mensch zu Mensch gänzlich unterschiedlich und teilweise sogar überhaupt nicht vorhanden.
Das Wohlbefinden ist extrem subjektiv und von einem diffizilen Zusammenspiel vieler persönlicher Faktoren abhängig. Es gibt schlechthin kein allgemein gültiges Muster bzw. durchweg stringente arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse.
Ohne Frage: Schichtarbeit ist anstrengend und bringt soziale Nachteile mit sich. In Schicht arbeitende Menschen müssen damit leben, dass sie teilweise dann arbeiten, wenn das Umfeld frei hat. So ist die Interaktion mit Familie und Freunden in einzelnen Schichtzyklen teilweise stark beeinträchtigt und wird erschwert.
Professor
Fietze, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Berliner Charité, bestätigt
diese Sichtweise in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung: Die Mehrheit der Menschen verkrafte
unregelmäßige Arbeitszeiten ganz gut.
Nur jeder Fünfundzwanzigste leide an einer echten und nachhaltigen Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Der schlechte Ruf der Schichtarbeit sei daher medizinisch nicht immer gerechtfertigt, für den einzelnen aber durchaus massiv präsent.
Mir gefällt im Zusammenhang der Diskussion rund um die Schichtarbeit der Begriff „Schrotkugelsyndrom“: Es knallt zwar immer wieder,
aber die Einschläge sind extrem zufällig verteilt. Viele Gebiete weisen gar
keine Treffer auf.
Was allerdings das soziale Leben betrifft, sieht die Sache anders aus. Die Unzufriedenheit, die der unstetige soziale Rhythmus mit sich bringt, beeinträchtigt die Lebensqualität. Damit müssen sich alle in Schicht arbeitenden Menschen auseinandersetzen. Es wird immer wieder Überschneidungen zum sozialen Lebensrhythmus geben. Das lässt sich nicht vermeiden, denn es müssen ja alle Schichten besetzt werden. Nur das „wie“ ist ganz entscheidend!
Die Herangehensweise an den Schichtdienst macht den Unterschied. Ich kann Ihnen hier leider nicht den Stein der Weisen liefern. Sie können in Ihrer Planung allerdings einige wesentliche Aspekte berücksichtigen, die Sie und Ihre Mitarbeiter ein entscheidendes Stück voranbringen.
Ich behaupte sogar: Sie können Glück in den Dienstplan schreiben! Dazu sollten Sie wissen, was Glück mit Ihnen und Ihren Mitarbeitern macht und wo Sie die entscheidenden Stellschrauben finden, an denen Sie drehen können.
Shawn Achor, Glücksforscher an der Universität in Harvard, bringt eine entscheidende Perspektive ins Spiel: „Werden Sie sich einer Sache
bewusst: Wenn Glück auf der anderen Seite von Erfolg steht, wird das Gehirn
nie dorthin gelangen. Die Mehrheit der Gesellschaft denkt, dass wir erfolgreich
sein müssen, um glücklich zu sein. Unser Gehirn arbeitet jedoch genau anders
herum!”
Untersuchungen zeigen, dass ein Gehirn in positivem, glücklichem Zustand wesentlich besser arbeitet. Intelligenz, Kreativität und Energie steigen bei glücklichen Menschen signifikant an. Studien belegen eine Produktivitätssteigerung des Gehirns von 31 Prozent. Ärzte arbeiten 19 Prozent schneller und akkurater, wenn ihr Gehirn in einem positiven Zustand ist, so die Ergebnisse Achors.
Das Institut für Psychologie der Uni Kassel trägt einen weiteren wichtigen Aspekt zur Betrachtung des Sachverhalts bei: den Umgang mit Unsicherheit.
Viele Schicht arbeitende Menschen verspüren eine kognitive - das Denken und die Wahrnehmung beeinflussende - Ungewissheit. Diese Kern-Unsicherheit wird durch kurzfristige und unzuverlässige Dienstplanung befeuert. Die Mitarbeiter können, wie oben bereits beschrieben, gegebenenfalls mit Feiertagsarbeit leben. Nur erfahren Sie eben nicht frühzeitig, ob Sie an einem bestimmten Feiertag überhaupt eingesetzt werden.
Diesen zermürbenden Zustand beschreibt die Psychologie als aversiv. Das heißt, er stößt auf Abneigung und drängt nachhaltig nach Auflösung und Gewissheit. Ist der Dienstplan zu ungenau oder zu kurzfristig, bleibt dieser ungewisse Zustand beständig im Kopf. Und das wirkt sich auf den Mitarbeiter negativ aus.
Die
Ungewissheit lähmt die individuelle Handlungs- und Funktionsfähigkeit. Der
Betroffene erlebt keine Vorhersagbarkeit. Die Überschaubarkeit und Stabilität gehen verloren. Wenn diese Form von Ordnung
der Umwelt fehlt, können sich Glück und Zufriedenheit nicht einstellen.
Nicht
nur die Ungewissheit bremst. Auch unkontrollierbare Ereignisse stören. Wenn
der Schichtarbeiter nur geringen oder gar keinen Einfluss auf die
Dienstplangestaltung hat, erzeugt das Depression, Motivationsverlust und
Resignation. Die Studien der Kasseler Psychologen zeigen, dass die
schützende und stabilisierende Wirkung von Kontrollerfahrungen wichtige
Ressourcen freisetzen. Diese stärken insbesondere die Widerstandskraft
gegenüber Belastungen.
Diese beiden Parameter „Unsicherheit“ und „Kontrollverlust“ lassen sich – und das ist die gute Nachricht – positiv verändern. Mit langfristiger, zuverlässiger Dienstplanung, die den Mitarbeiter aktiv einbezieht.
Einfach und anschaulich ausgedrückt: Sie können den Mitarbeiter nicht gänzlich davor
bewahren, immer wieder mal unangenehme, familien- und sozial-feindliche
Feiertags- oder Wochenenddienste zu leisten (z.B. an Weihnachten). Aber Sie können der Mitarbeiterin
bzw. dem Mitarbeiter das sehr frühzeitig mitteilen und ihr/ihm damit Sicherheit
und Planbarkeit geben.
Wenn die Mitarbeiter noch dazu eigene Wünsche in die Planung
einbringen können und diese auch großteils berücksichtigt werden ,
erzeugt dies weitere Zufriedenheit. Es entsteht Glück. Und das erhöht die
Leistungsbereitschaft.
Auch die Gewissheit, dass sich z.B. Feiertagsarbeit in den Folgejahren ausgleichen wird (Stichwort: Fairness/ Fairnesskonto) wirkt sich übrigens positiv aus. Das belegen auch die Aussagen unserer Kunden. Das nachfolgend kurz beschriebene Projekt der Samariterstiftung Nürtingen ist hier ein gutes Beispiel.
Das SIEDA-Beratungsprojekt „Rahmendienstplan“ bei der Samariterstiftung ist ein Beleg für die positiven Effekte, die Sie selbst initiieren können.
Ein Rahmen- oder Grunddienstplan steckt bestimmte allgemeine, abstrakte Kriterien ab (z.B. Mitarbeiterwünsche, Ausschlusstage, Urlaube). In dieses Gerüst hinein erfolgt dann die konkrete Einsatzplanung.
Im Projekt der Samariterstiftung Münsingen gelang
es uns, die Mitarbeiterzufriedenheit über den Rahmendienstplan enorm zu steigern.
Der Anwenderbericht "Rahmendienstplan/Samariterstiftung" zeigt Ihnen alle Details und hält die Kernaussagen der Verantwortlichen aus dem Hause fest.
Die Aussagen der Personalverantwortlichen in der Zentrale in Nürtingen sowie der Hausleitung des Samariterstifts Münsingen bestätigen die positiven Auswirkungen des Rahmendienstplanes.
Der Dienstplan konnte über ein ganzes Jahr im Voraus ausgerollt werden. Mit verbindlichen Aussagen zu den Diensten, da bestimmte Fixtermine nicht mehr gekippt werden. So konnten die Mitarbeiter erstmals Feiertage wie Weihnachten und Silvester, weit vorab planen. Das erzeugt Sicherheit und pulverisiert die oben genannte „kognitive Ungewissheit“.
"Das war das erste Mal, dass ich bereits vor meinem Mann, der in der Industrie arbeitet, sagen konnte, wie die Planung an den Feiertagen aussehen wird. Ein gutes Gefühl." (Aussage einer Mitarbeiterin im Samariterstift Münsingen)
Auch die Selbstbestimmung der Arbeitnehmer war zentrales Element der Rahmendienstplanung. Es wurden explizit Wünsche der Mitarbeiter berücksichtigt. Das gelang mit Unterstützung des Planungswerkzeugs OC:Rota. So konnten nahezu alle Wünsche der Mitarbeiter in die Planung integriert werden.
Die Umsetzung solcher sauberen Schichtplanfolgen entspannt die Planung für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer enorm. Das spart nicht nur dem Dienstplaner wertvolle Zeit - im Beispiel der Samariterstiftung mehr als 50 %! Die Vorgehensweise macht die Planung für die Mitarbeiter fair, transparent und langfristig verbindlich. Das erzeugt Glück.
Das erfolgreiche
Projekt in Münsingen und die vielen Studien zeigen eindrucksvoll, dass glückliche Mitarbeiter zufriedener
sind. Es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen
menschlichem Wohlbefinden und menschlicher Leistungsfähigkeit. Investieren Sie
also dort, wo Sie effektiven Einfluss haben - z.B. mit einem langfristigen, verbindlichen und gemeinsam erstellten Rahmendienstplan - in das Wohlbefinden Ihrer
Mitarbeiter. Es zahlt sich für alle aus!