Ein Gastbeitrag von Markus Dikty, Senior Fachexperte Digitalisierung bei der opta data Gruppe.
Man liest davon, man hört davon, man kommt kaum noch daran vorbei: Digitalisierung. Auch im Gesundheitswesen tut sich in dieser Hinsicht einiges – vom eRezept bis zur elektronischen Patientenakte. Fest steht: Die Digitalisierung wird den Arbeitsalltag in nahezu allen Aspekten verändern und viele Prozesse vereinfachen und beschleunigen.
Oftmals fällt in dem Zusammenhang der Begriff der Telematikinfrastruktur. Doch was genau verbirgt sich eigentlich dahinter? Welche Branchenbereiche sind bereits angeschlossen, welche Vorteile ergeben sich für Leistungserbringer:innen und welche Hürden gilt es noch zu meistern? Diesen und weiteren Fragen möchten wir im Folgenden nachgehen.
Weg vom Papier, hin zum digitalen Datenaustausch: Die Telematikinfrastruktur, kurz TI, ist ein digitales Netzwerk, das alle Beteiligten des Gesundheitswesens miteinander verbindet – beispielsweise die Arztpraxis mit dem Krankenhaus, der Apotheke und dem Pflegebetrieb. Sie ist die Datenautobahn für einen schnellen und sicheren Austausch von hochsensiblen Daten aus verschiedenen Quellen.
Das wesentliche Ziel der TI ist es, medizinische Informationen, die für die Behandlung von Patient:innen benötigt werden, schneller und einfacher verfügbar zu machen. Zukünftig kommunizieren über dieses Netzwerk alle Akteur:innen im Gesundheitswesen miteinander und tauschen Patientendaten und Behandlungsinformationen aus.
Kurzum: Die Telematikinfrastruktur bildet den Grundstein für ein zukunftsfähiges, digitales Gesundheitssystem.
Die Bundesregierung hat eine ganze Reihe an Gesetzen auf den Weg gebracht, die die Grundlage für die TI schaffen, wie das E-Health-Gesetz (2016), das Digitale-Versorgungs-Gesetz und das Patientendaten-Schutz-Gesetz (beide 2020).
Weiterhin fungiert die gematik – ein Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Ministeriums für Gesundheit – als „Wächter“ der TI und gewährleistet einen sicheren Betrieb der TI für alle Teilnehmer:innen. Der Anschluss an die TI wird früher oder später für alle Beteiligten des Gesundheitswesens Pflicht.
Seit mehr als drei Jahren werden immer mehr Berufsgruppen an die Telematikinfrastruktur angebunden und nach und nach mit den neuen Diensten ausgestattet. Nach den bereits vernetzten Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen und Kliniken werden aktuell sämtliche Apotheken mit dem neuen, sicheren Netzwerk verbunden, um das eRezept als neue Fachanwendung deutschlandweit einzuführen.
Seit Juli 2021 können neben Heilmittelerbringer:innen wie Physiotherapeut:innen oder Hebammen nun auch ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen mit der (zunächst) freiwilligen Anbindung starten. Ab 2024 ist der Anschluss für Pflegebetriebe verpflichtend, 2026 endet die Anschlussfrist für alle Heilmittelerbringer:innen, Hebammen und Hilfsmittelanbieter:innen.
Die Telematikinfrastruktur wurde geschaffen, um medizinische Informationen schneller, einfacher und vor allem sicherer auszutauschen. Dazu werden alle Beteiligten wie in einem Firmen-Intranet miteinander vernetzt. Auf dieses Netzwerk kann man nur zugreifen, wenn man sich durch die entsprechenden Ausweise legitimiert, die richtigen Zugangsdaten und die erforderlichen technischen Voraussetzungen besitzt:
• PC oder Laptop mit zugehöriger Fachsoftware und einer stabilen Internetverbindung
• Konnektor für die Anbindung der Praxis/des Betriebs an die Telematikinfrastruktur
• E-Health-Kartenterminal für das Auslesen der Informationen auf der elektronischen Gesundheitskarte
• SMC-B Praxis-/Institutionsausweis für die Authentifizierung der Praxis/des Betriebs als rechtmäßiger Kommunikationspartner in der Telematikinfrastruktur
• Elektronischer Heilberufeausweis als digitaler Ausweis für den Behandler für den Zugriff auf medizinische Anwendungen wie eMedikationsplan oder eRezept
Dies klingt vielleicht zunächst kompliziert. Mit einem qualifizierten TI-Partner an der Seite muss es das jedoch nicht sein. Wir von opta data beispielsweise installieren dafür in der Praxis des Leistungserbringers/der Leistungserbringerin lediglich ein Kartenterminal und verwalten die restliche Technik in unserem Rechenzentrum.
Ohne die aufwendige Installation vor Ort läuft der Betrieb einfach weiter. Auch bei der Beantragung des Praxisausweises und allen weiteren Schritten begleiten wir unsere Kund:innen auf ihrem Weg in die Digitalisierung.
Herzstück der TI sind verschiedene Anwendungen, die digitale Lösungen für bisher größtenteils analoge Prozesse im Gesundheitsbereich liefern.
Das Kommunikationssystem der TI für eine bessere, schnellere und vor allem sicherere Kommunikation sensibler Gesundheitsdaten über Einrichtungen, Sektoren und Fachbereiche hinweg. Befunde und Dokumente (z. B. Arztbriefe, Überstellungsdokumentationen, Kasseninformationen) werden sicher verschlüsselt und über eine KIM Mailadresse versandt.
Am „anderen Ende der Leitung“ kann nur diejenige Person auf die Daten zugreifen, der sie zugesandt und damit zugewiesen wurden.
Alle wichtigen Informationen auf einen Blick. In der elektronischen Patientenakte können auf Wunsch sämtliche relevanten Gesundheitsdaten (medizinische Befunde, Arztbriefe u.v.m.) gespeichert werden. Gesetzlich Versicherte erhalten ihre ePA bei ihrer Krankenkasse, über deren App sie alle bestehenden Inhalte einsehen, löschen oder neue hinzufügen können. Weitere Anwendungen wie ein elektronischer Medikationsplan (eMP) oder ein Notfalldatensatz (NFDM) können freiwillig in der eigenen ePA gespeichert werden.
Dank der ePA hat medizinisches Fachpersonal schnell und digital Einblick in die Gesundheitsdaten der Patient:innen. Die Datenhoheit liegt dabei ausschließlich bei den Patient:innen selbst – sie entscheiden, was in der ePA gespeichert wird und wer welche Informationen lesen kann.
Optimal abgestimmte Medikamente durch lückenlosen Informationsfluss. Der eMP ermöglicht eine Übersicht aller aktuell eingenommenen Medikamente. Auch medikationsrelevante Informationen, wie beispielsweise Allergien oder Unverträglichkeiten, können im eMP hinterlegt werden.
Neben den Versichertenstammdaten können Patient:innen weitere Gesundheitsdaten für Notfälle freiwillig auf ihrer elektronischen Gesundheitskarte speichern. Dazu können u. a. Medikamente, Allergien, Diagnosen und Kontaktdaten von Angehörigen gehören.
Auch auf persönliche Erklärungen wie eine Patientenverfügung oder einen Organspendeausweis kann hingewiesen werden, damit Rettungskräfte bzw. medizinisches Personal im Notfall wissen, dass diese Dokumente existieren und wo sie zu finden sind.
Die Berufsverbände verhandeln mit dem GKV-Spitzenverband die Refinanzierung des TI-Zugangs je Berufsgruppe.
Für Pflegebetriebe ist dies bereits abgeschlossen, das Angebot der opta data Gruppe über Anschluss und Betrieb der TI wird komplett erstattet.
Pflegebetriebe zahlen für den TI-Zugang mit opta data lediglich die gesetzlich geltende Mehrwertsteuer.
Die Refinanzierungsvereinbarung für Heilmittelerbringer:innen und Hilfsmittelanbieter:innen ist noch nicht final verabschiedet, es ist aber davon auszugehen, dass auch hier der größte Teil der Kosten erstattet wird.
Bereits heute gehört die opta data Gruppe zu den Marktführern der Telematikinfrastruktur. Dank unseres engen Kontakts mit allen Schnittstellen des Gesundheitswesens haben wir mit unseren Partnern bereits 90.000 TI-Anbindungen von Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen, Kliniken und Apotheken vollzogen. Wir entwickeln die TI aktiv mit und setzen neue Trends, wie z. B. mobile Lösungen.
Derzeit können die Institutionsausweise (SMC-B) für weitere Leistungserbringer:innen seitens der Bundesdruckerei noch nicht ausgegeben werden; über die Refinanzierung verhandeln die Berufsverbände teilweise noch. Sobald diese Hürden überwunden sind, können wir loslegen, denn technisch steht alles bereit.
Gerne begleiten wir Sie von der Beantragung Ihres Praxisausweises über die Aktivierung Ihres Zugangs bis zur Refinanzierung und nehmen Ihnen auf dem Weg in die Telematikinfrastruktur so viel ab wie möglich.
Sie möchten auf dem Laufenden bleiben und keine wichtigen Fristen verpassen? Mit dem kostenlosen Telematik Infoservice der opta data Gruppe sind Sie stets up to date und erhalten Zugang zu exklusiven Online-Seminaren und Fachvorträgen zum Thema Digitalisierung.
Markus Dikty arbeitete bereits bei mehreren gesetzlichen Krankenversicherungen. Er war frühzeitig mit der Aufnahme und Optimierung von Ablaufprozessen beauftragt und führte neue Lösungen ein. Er war bereits in leitender Funktion bei einem Softwarehersteller für gesetzliche Krankenversicherungen tätig. Derzeit arbeitet Markus Dikty bei der opta data Gruppe. Dort ist er als Senior Fachexperte Digitalisierung für alle Fragestellungen rund um die Digitalisierung der Unternehmensgruppe zuständig. Er begleitet dabei den Weg in die Telematikinfrastruktur.
Weiterführende Informationen zur Telematikinfrastruktur und die Anmeldemöglichkeit zum Infoservice finden Sie hier:
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Fotos: opta data - istock/metamorworks