Viele Unternehmen engagieren sich aktiv und auf vielen Ebenen im Umwelt- und Klimaschutz. Für die meist angestrebte Klimaneutralität ist jedoch vorrangig eine Kenngröße von Interesse: Die Kohlenstoffdioxid- oder CO₂-Bilanz. Klimaneutral bedeutet gemeinhin, dass die eigenen CO₂-Emissionen an anderer Stelle vollumfänglich kompensiert werden, um die Bilanz auszugleichen.
Kohlenstoffdioxid – auch als Kohlendioxid bekannt – entsteht in Unternehmen in der Produktion ebenso wie in der Verwaltung, bei Geschäftsreisen oder der Anfahrt zur Arbeit. Je nach Unternehmensgröße summieren sich diese CO₂-Emissionen schon mal auf mehrere Hundert Tonnen pro Jahr. Allerdings reichen die Reduzierung und Kompensierung des eigenen CO₂-Anteils nicht aus, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Im erweiterten Sinn zählen nämlich auch CO₂-Emissionen in Lieferketten und sämtliche Prozessbereiche im Lebenszyklus eines Produktes zu dessen ökologischem Fußabdruck. Schließlich entsteht sowohl bei der Gewinnung von Rohstoffen als auch bei der Verpackung, der Logistik, beim späteren Recycling oder der Entsorgung ebenfalls schädliches Kohlenstoffdioxid.
Der Klimawandel wird allerdings auch durch andere Treibhausgase befeuert. Tierhaltung und -verarbeitung in landwirtschaftlichen Betrieben und der Industrie ist für gut 80% des Methans und fast die Hälfte der Stickoxid-Emissionen weltweit verantwortlich. Viele Unternehmen der Ernährungsbranche erreichen echte Klimaneutralität daher nur, indem sie bei der Kompensierung sämtliche Treibhausgas-Emissionen der Wertschöpfungskette berücksichtigen.
Verfügt das eigene Unternehmen nicht zufällig über einen eigenen Regenwald, erreicht man das Ziel Klimaneutralität in der Regel nur über so genannte Kompensationszahlungen an spezialisierte Organisationen. Mit diesen werden Umweltprojekte gefördert, die oft auch andere Treibhausgase wie eben Methan reduzieren.
Damit solche Projekte zur Verkleinerung der eigenen Klimabilanz überhaupt anerkannt werden, müssen sie unter anderem das Kriterium der Zusätzlichkeit erfüllen. Das bedeutet, dass sie ohne die Kompensationszahlungen nicht initiiert worden wären – etwa weil die finanziellen Mittel vor Ort nicht zur Verfügung stehen. Innerhalb der EU existieren denn auch nur wenige zertifizierte Projekte.
Dort helfen Aufforstung und Naturschutz bei der Neutralisierung von Kohlenstoffdioxid am offensichtlichsten. Moore und humusreiche Böden gelten beispielsweise als so genannte Kohlenstoffsenken, die der Luft CO₂ entziehen und es nachhaltig binden. Bäume und andere Pflanzen wandeln es via Photosynthese in Sauerstoff um. Da hierbei das Schadstoffaufkommen verringert wird, spricht man von negativen Emissionen.
Was liegt da näher als die Anpflanzung von jungen Bäumen? Sicher eine sympathische Lösung, die aber nicht als die beste Option zur Erreichung von Klimaneutralität gilt. Das sicher gut gemeinte Anpflanzen von Bäumen auf dem Firmengelände vermag nämlich nur einen kleinen Bruchteil der eigenen Schadstoffemissionen auszugleichen.
Denn im Durchschnitt verursacht ein Mensch in einem Jahr etwa neun Tonnen CO₂. Eine ausgewachsene Buche vermag jedoch in ihrem ganzen Leben lediglich eine Tonne hiervon zu speichern. Ergo müssten für jeden einzelnen Menschen zur Kompensierung seines Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes neun Buchen gepflanzt werden – und zwar jährlich!
Selbst diese Rechnung ginge aber nur auf, wenn die Bäume auch über die gesamte Lebenszeit dieses Menschen gesund blieben und nicht abgeholzt würden. Gleiches gilt übrigens für Böden und Pflanzen. Das in ihnen gebundene CO₂ könnte durch das Pflügen, Düngen, Ernten, Verfüttern und Verdauen jederzeit wieder freigesetzt und in die Atmosphäre entlassen werden.
„Selbst wenn Sie alle freien Flächen auf unserem Planeten heute mit Bäumen bepflanzen würden, würde das vielleicht zwanzig Prozent des Klimaproblems lösen,“ kritisiert Dietrich Brockhagen, Geschäftsführer von Atmosfair. „Bäume pflanzen ist gut, aber nicht für den CO₂-Ausgleich.“ Bei dem Kompensationsunternehmen kann man denn auch nur globale Projekte finanziell unterstützen, bei denen das Kohlenstoffdioxid bereits eingespart wurde, etwa durch den Umstieg auf erneuerbare Energien.
So können – im wahrsten Sinn des Wortes - abwegige Projekte wie die Anschaffung von Biogaskochern in afrikanischen Dörfern oder der Bau einer Solaranlage in Indien die Emissionen europäischer Unternehmen „neutralisieren“ – wenn auch indirekt. Deren Kompensationszahlungen helfen nämlich dabei, weltweit den Verbrauch fossiler Brennstoffe und damit globale Schadstoffemissionen zu senken.
Die Reduzierung des eigenen CO₂-Aufkommens sollte jedoch immer die Basis einer erfolgreichen Klimaschutzstrategie bilden. Energieeffizienz ist Trumpf und Einsparpotentiale finden sich überall. Man muss ja nicht gleich alle Dienstreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen. Auch der Kauf regionaler Produkte ist klimaeffizient – und unterstützt möglicherweise zugleich den örtlichen Einzelhandel oder Landwirt.
Etliche Organisationen unterstützen Unternehmen bei der Suche nach deren individuellem Klimaschutzprogramm. Sie bieten mehrstufige Konzepte an, in welchen zunächst der Ist-Zustand analysiert und das Unternehmensziel definiert wird. Anschließend werden Maßnahmen zum Energiesparen und zur CO₂-Reduktion entwickelt, umgesetzt, dokumentiert und verbessert.
Eine Kompensierung darf nur das letzte Mittel zum Ausgleich der unvermeidbaren Emissionen sein. Auch deshalb, weil eine Verringerung des eigenen Schadstoffausstoßes hilft, den heimischen Baumbestand zu erhalten. Gesunde erwachsene Bäume nehmen weitaus mehr CO₂ auf als neu gepflanzte. Und reinigen die Luft vor Ort statt am anderen Ende der Welt.
Die SIEDA kompensiert schon seit 2015 bei Atmosfair Kohlenstoffdioxid-Emissionen, die etwa durch Dienstreisen anfallen. Im neuen Firmengebäude wird außerdem dank Geothermie CO₂-neutral geheizt und gekühlt. Unser ökologisches Engagement, das wir mit der Aufnahme in den Bundesverband Nachhaltiger Wirtschaft e.V. (BNW) bestätigt sehen, bezieht sich aber nicht nur auf die Verbesserung unserer CO₂-Bilanz. Wir messen und reduzieren beispielsweise seit vielen Jahren unseren Ressourcenverbrauch, beziehen seit 2004 Ökostrom und decken unseren Strombedarf dank der neuen Photovoltaik-Anlage künftig per Sonnenenergie.
Der Begriff Klimaneutralität kennt inzwischen viele Interpretationen. Dennoch haben sich einige Standards für Unternehmen etabliert. Sie orientieren sich meist am Pariser Klimaabkommen von 2015, welches das veraltete Kyoto-Protokoll ablöste und zum Ziel hat, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
CO₂-neutral: Hierbei wird das im Unternehmen entstehende Kohlenstoffdioxid an anderer Stelle kompensiert. So wird die Klimabilanz eines Produktes oder Unternehmens ausgeglichen. Dieses Ziel streben die meisten um Klimapolitik bemühten Unternehmen und Konzerne an.
Netto-Null / Net Zero: Sämtliche Treibhausgase über alle Stufen der Wertschöpfungskette eines Produktes hinweg werden kompensiert, also auch Lieferketten usw. berücksichtigt.
Klimapositiv / Carbon Negative / Climate Positive: Diese Begriffe werden oft synonym verwendet und benennen noch ambitioniertere Ziele als die von Net Zero. Unternehmen müssen ihre Emission von Treibhausgasen demnach noch stärker als im Pariser Klimaabkommen definiert reduzieren. Ein nur schwer zu erreichendes Ziel, das mit innovativen Ansätzen angestrebt wird. So wird beispielsweise angestrebt, Kohlenstoffdioxid als Rohstoff nutzbar zu machen, um daraus Kraft- und Kunststoffe oder Dünger herzustellen.
Der Begriff Greenwashing umschreibt das werbewirksame Inszenieren eigener Maßnahmen im Umweltschutz, deren Umfang oftmals nur auf die gesetzlichen Mindestvorgaben begrenzt ist. Viele große Unternehmen stecken sich auch ambitionierte Net Zero-Ziele, mit welchen sie ihre Produkte bewerben und höhere Preise erklären – kompensieren aber in Wahrheit nur einen Bruchteil ihrer Emissionen oder beschränken sich auf Maßnahmen wie Aufforstung. Ein aktueller Bericht des Bonner New Climate Institute in Zusammenarbeit mit Carbon Market Watch bescheinigt denn auch Unternehmen wie Amazon, IKEA, der Deutschen Telekom, Volkswagen, der BMW Group oder der Deutschen Post DHL eine „sehr geringe Integrität“ gegenüber ihren eigenen Klimazielen.
Klimaschutz ist nicht allein eine Imagefrage. Jeder Unternehmer ist schließlich auch Mensch und trägt Verantwortung für Familie, Freunde und die nächste Generation. Zu Zeiten der großen Industrialisierung waren Ozonloch und Klimaschutz noch kein Thema und rauchende Schornsteine ein gern gesehenes Sinnbild florierender Wirtschaft. Das Wissen um den Klimawandel lässt eine solch sorglose Einstellung heute nicht mehr zu.
Wer Klimaschutz vernachlässigt, riskiert seinen guten Ruf. Denn Stakeholder wie Endverbraucher, Großkunden oder Lieferanten sanktionieren bisweilen Ignoranz gegenüber gesellschaftlichen Verpflichtungen. Selbst Partnerunternehmen kündigen schon mal eine langjährige Zusammenarbeit auf, wenn der Partner der eigenen Klimapolitik ablehnend gegenüber steht.
Umweltfreundliches Verhalten ist Umfragen zufolge für den Großteil der Deutschen schon heute ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für ein Unternehmen. Tendenz steigend: Die Mehrheit der Bevölkerung sieht neben der Politik vor allem Unternehmen in der Verantwortung, ihren Beitrag für den globalen Klimaschutz zu leisten.
Eine transparente Klimapolitik macht sich aber auch ohne Außendruck bezahlt. Die eigene Marke erfährt in der Regel ebenso eine Stärkung wie die Kunden- und Mitarbeiterbindung. Außerdem machen klimaneutrale Unternehmen sich unabhängiger von zukünftigen Preissteigerungen, etwa bei Europäischen Emissionszertifikaten oder der von der Bundesregierung festgesetzten CO₂-Abgabe.
Auch wenn zunächst Investitionen notwendig sind, zahlen sich Klimaschutz und Klimaneutralität also langfristig für alle Seiten aus. In ökologischer und finanzieller Hinsicht. Menschlich sowieso, denn ein „grünes“ Image beweist Einsicht, Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein. Für die Umwelt, die Mitmenschen, nachfolgende Generationen - und sich selbst.
Neben Solarstrom, Geothermie und Kompensierung von Emissionen ergänzen viele weitere Maßnahmen das Engagement der SIEDA fürs Klima – auch das innerbetriebliche. Das zahlt sich nicht nur langfristig, sondern schon heute aus: Auf dem Bewertungsportal kununu zählen wir zu den von Mitarbeitern am besten bewerteten Unternehmen Deutschlands! Das Top Company-Siegel erfüllt uns mit Stolz und bestätigt uns in unserem Engagement für eine lebenswerte (Arbeits-)Welt. Ein Ziel, das wir auch bei der Weiterentwicklung unserer Dienstplan-Software verfolgen. Für mehr Transparenz, persönliche Freiheit, Mitbestimmung und Motivation.
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